Browser, Browser…
Nach dem Internet Explorer kam Firefox, bis zum Zeitpunkt als Google Chrome veröffentlichte. Ab da an setzte ich sowohl zum surfen und auch für diverse andere Projekte auf den Browser der Alphabet Tochter. Und nun folgt der Brave Browser, aber warum?
Inzwischen hat sich die Usability der anderen Browser immer mehr entwickelt, dies auch sicherlich dank Chromium. Inzwischen jedoch liegt mein Hauptkriterium jedoch nicht mehr beim Interface und dessen Handhabung, sondern eher im Bereich Kontrolle, Schnelligkeit und Sicherheit. Somit war für mich klar, ich muss mir eine Alternative zum Chrome Browser suchen.
Bei meiner Recherche bin ich schnell über das Projekt „Brave“ gestolpert, welches zum damaligen Zeitpunkt noch in einer jungen Beta-Phase war. Was der Brave Browser ist, was er alles bietet und warum ich diesen inzwischen hauptsächlich nutze möchte ich dir in diesem Artikel näher bringen:
Auch im Netz kann sich Freiheit nur dann entwickeln, wenn berechtigtes Vertrauen in die Sicherheit herrscht.
Joachim Gauck, DIVSI Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet, 2012, Seite 7
Inhalt
Was ist Brave?
Der Brave Browser ist ein Open Source Webbrowser Projekt vom gleichnamigen Hersteller Brave Software Inc. aus dem sonnigen San Francisco (USA). Der Browser wurde für folgende Betriebssysteme entwickelt:
- Windows
- macOS
- Linux
- Android
- iOS

Der Browser selbst baut auf der Chromium-Basis auf und steht derzeit in der Version 1.2.43 (Chromium: 79.0.3945.130) frei zum Download bereit. Aufgrund der Basis von Chromium, ist es hier auch weiterhin möglich nicht verzichtbare Erweiterungen zu installieren.
Brave bringt unter anderem von Hause aus einen Ad-Blocker, ein Reward-System aufbauend auf einer eigenen Kryptowährung (Ethereum), ein integrierter TOR-Browser und viele Einstellungen mit sich, die die Sicherheit des Nutzers erhöhen.
Wer ist Brave?
Hinter Brave (engl. für mutig) steckt wie oben schon erwähnt die Firma Brave Software Inc. CEO der Firma Brendan Eich war gleichzeitig der Initiator des Projekts. Brendan Eich ist ein Programmierer der damals unter anderem an LiveScript (Vorgänger von JavaScript) für den Netscape Browser mitentwickelte. Zudem half er bei der Gründung von mozilla.org und war auch im Jahr 2003 bei der Gründung der Mozilla Foundation beteiligt. 2014 war Eich kurzzeitig CEO der Mozilla Corporation. Danach gründete er die Brave Software Inc. und begann mit der Entwicklung des Brave Browsers, welcher erstmals im Januar 2016 veröffentlicht wurde. Das Unternehmen ist inzwischen auf knapp 100 Mitarbeiter gewachsen und hat in vier Finanzierungsphasen rund 45 Millionen Dollar erhalten.
Der ein oder andere mag Brendan Eich noch kennen – er hat den Posten als CEO bei Mozilla nach ein paar Tagen räumen müssen, da seine zuvor getätigten Spenden z.B. für eine Kampagne die eine gleichgeschlechtliche Ehe in Kalifornien regulieren wollte, um so die staatlich anerkannte gleichgeschlechtliche Ehe zu verbieten, Ihn in ein schlechtes Licht rückten.
Anmerkung: „Ich möchte hier nicht auf politische Themen oder Ansichten anderer eingehen, wollte es nur Vollständigkeit halber erwähnt haben. Mir geht es in dem Artikel vielmehr um den Browser und möchte damit jedoch nicht die Person an sich unterstützen. Wer jedoch mehr darüber erfahren möchte, kann dies in einem Artikel auf Golem oder auf Forbes.“
Am 13. November 2019 ist die „stable“ Version 1.0 erschienen und somit sind auch die Nutzerzahlen gestiegen. Während im Oktober 2019 Brave noch ca. 8,7 Millionen Aktive User im Monat (MAU) verzeichnen konnte, sind es im November schon 10,4 Millionen User. Täglich nutzen derzeit (Durchschnitt der letzten 12 Monate) ca. 3,3 Millionen Menschen diesen Browser.

Das Konzept
„Sie verdienen ein besseres Internet“ lautet der Slogan auf der Seite von Brave.com. Der Browser bietet alle wichtigen Funktionen und Einstellmöglichkeiten wie wir bereits aus anderen Browsern wie Firefox, Chrome, Vivaldi, MS Edge etc. kennen. Jedoch sticht Brave mit seinen Funktionen ein wenig hervor:
- integrierter Ad-Blocker (Schutz vor Werbung und Tracking)
- HTTPS Everywhere (erzwingen von SSL verschlüsselten Verbindungen)
- Eigenes Reward-System, bei dem der User anhand einer Kryptowährung (BAT) mitverdienen kann.
- Integrierter TOR-Browser (anonym surfen)
Zudem bietet Brave, weil er eben auf Chromium aufbaut, weiterhin die Möglichkeit Extensions (Erweiterungen) aus dem Chrome Web Store zu installieren. Hier ist es natürlich angebracht, sich so wenig Erweiterungen an Board zu holen wie es eben möglich ist.
Der eigentliche Gedanke hinter Brave ist es dem Anwender mehr Privatsphäre zu bieten, das heißt, das Tracking, also das Aufzeichnen des Surf-Verhaltens eines Anwenders, möglichst zu verhindern. Darunter fallen Methoden wie die normalen Cookies, jedoch aber auch Zählpixel. Auch die inzwischen als unsicher geltende HTTP Verbindung wird blockiert, bzw. alles über HTTPS-Verbindungen (SSL-verschlüsselt) an den Anwender gesendet (HTTPS Everywhere). Jedoch auch das Blockieren von Werbung gehört mit zum Grundgedanken. Hier kann der User selbst entscheiden (wie bei den meisten Ad-Blockern auch), welche Werbung man zulässt und welche nicht. Der Unterschied macht aber das Reward-System von Brave, an dem der User, also Du, auch verdienen kannst.
Für das Ansehen von Werbung, Videos, etc. auf den Seiten, die man unterstützen möchte (diese müssen dem Brave Reward-System angegliedert sein, jeder Content-Creator kann sich dort anmelden/bewerben) erhält man 15 % der Einnahmen ind Krypto-Geld (BAT). Nochmal 15 % gehen an den Browser Hersteller und 70 % gehen an den Webseitenbetreiber bzw. den Content-Creator. Zudem kann man seine verdienten BAT´s auch wieder in monatliche Spenden für Seiten bzw. Creators investieren, so belohnt man die Seiten, die man unterstützen möchte. Näheres dazu im nächsten Abschnitt „Was ist BAT?“.
Viele Browser bieten inzwischen die Möglichkeit ein neues Fenster im „privaten Modus“ zu öffnen. Dies hört sich erstmal gut an und dient dazu den Browser-verlauf, temporären Dateien und Cookies nach dem Nutzen verschwinden (löschen) zu lassen. So das andere, die den Computer nutzen nicht mehr nachvollziehen können welche Seiten aufgerufen wurden. Klingt erstmal gut, jedoch verbessert dieser Browser-Modus nicht den Schutz der Privatsphäre beim surfen. So ist z.B. Deine öffentliche IP-Adresse für die besuchte Webseite immer noch sichtbar. Und je nachdem auch Trackbar. Dies lässt sich zum einen durch die Nutzung eines VPN Tunnels verhindern, Werbung dazu gibt es ja momentan in Masse.

Die Lösung bei Brave heißt Tor-Browser. Der integrierte Tor-Browser blendet nicht nur Deinen Verlauf aus, er verbirgt auch Deinen Standort auf den von Dir besuchten Websites, indem Dein Browsing-Verhalten durch mehrere Server geleitet wird, bevor das Ziel erreicht wird. Diese Verbindungen sind verschlüsselt, so wird zum Beispiel die Anonymität wie beim Nutzen eines VPNs erheblich erhöht.
Was ist BAT?

BAT steht für Basic Attention Token und ist die Kryptowährung innerhalb des Brave-Universums. Diese Währung baut auf dem Ethereum-Blockchain auf, also einer weit verbreiteten Kryptowährung. Brave benutzt BAT als Währung (Ein BAT entspricht derzeit 0,193 €) innerhalb des Reward-Systems. So ist es möglich als Benutzer BATs zu verdienen, indem ich z.B. Werbung auf Seiten erlaube, die dem Brave-Netzwerk angehören. Zusätzlich bekommt man allerdings auch Werbung auf dem Desktop angezeigt, also als Benachrichtigung. Dies wirkt im ersten Moment etwas verstörend, denn ich habe einen Browser, der mir hilft, Werbung zu unterbinden, gleichzeitig mir aber auf dem OS Werbung anzeigt. Dies ist eine Opt-In Funktion, also nicht standardmäßig aktiviert. Jedoch kann diese jederzeit deaktiviert werden, bzw. auch eingestellt werden wie oft Werbung geschaltet werden soll. Von 1 mal die Stunde bis hin zu 5 mal die Stunde sind die derzeitigen Möglichkeiten.

Das Reward-System bietet auch eine automatische Unterstützungsfunktion, die es mir ermöglicht einen Betrag monatlich an meine aufgerufenen Webseiten zu spenden. Hier kann eingestellt werden wie hoch dieser monatliche Betrag ist (von 5 BAT – 100 BAT) und dieser wird dann auf die Webseiten prozentual verteilt wie meine jeweiligen Besuche/Verweildauer war. Auch eine Trinkgeld-Funktion wird mit angeboten, so kann ich manuell eine Webseite unterstützen die ich nicht monatlich mit in der Liste habe, oder ich einen Artikel so gut fand, das man dies damit extra honorieren kann.

Leider sind noch nicht sehr viele Webseiten vertreten, jedoch nimmt die Anzahl stark zu. Gerade im Streaming-Bereich (hier Twitch) lassen sich momentan viele Streamer verifizieren. Zurzeit sind rund 41.000 Webseiten durch Brave anerkannte Publisher, aber auch über 240.000 YouTube Kanäle sind schon als Creator aktiv. Genauere Zahlen kannst du dir auf BATGrowth anschauen. Wenn man sich dort die Statistiken ansieht, kann man erkennen das, dass Wachstum stetig zu nimmt. Ich persönlich verfolge die Entwicklung mit einem hohen Interesse und hoffe das noch viele Webseiten-Betreiber sich verifizieren lassen.
Sicherheit
Hier muss man unterscheiden wie man Sicherheit definiert. Wenn man das Thema Datenschutz bzw. den Schutz vor ungewollter Werbung und Tracking nimmt, ist Brave von Hause aus mit sehr guten Werkzeugen ausgestattet. Mit dem Ad-Blocker und der Tor-Browser Funktion surft man anonym – solange man sich nicht an Webseiten anmeldet (wie z.B. Google / YouTube etc.) bleibt mein Surfverhalten ganz privat.
Will man Sicherheit vor Viren / Phishing etc. so ist Brave auch hier relativ gut gewappnet. Dies liegt vor allem an dem Grundgerüst Chromium, welches auch bei anderen Browsern vor verdächtigen Webseiten warnt. Jedoch ist auch hier ein Virenscanner auf dem Computer ein Pflichtprogramm – dies am besten mit integrierter Browser-Erweiterung (z.B. hat dies Bitdefender sehr gut gelöst). Dadurch das HTTPS-Everywhere direkt mit ausgeliefert wird, erhöht dies zudem auch die Sicherheit innerhalb der Verbindung zur Webseite selbst.
Im Großen und Ganzen ist der Brave Browser im Hinblick auf die Sicherheit meines Erachtens nicht besser oder schlechter als der Chrome. Lediglich im Bereich Privatsphäre kann Ihm hier keiner das Wasser reichen.
Schnelligkeit
Hierzu gibt es nicht all zu viel zu schreiben, außer: Er ist schnell! Laut Brave selbst soll der Browser 2-6 mal schneller Webseiten laden als andere. Das liegt natürlich zum einen an der Chromium Basis, aber in diesem Fall ist es der Ad-Blocker der das Laden einer Webseite beschleunigt, da hier nur das geladen wird, was auch benötigt wird. Um sich dies aber genauer vor Augen zu führen, hat Brave ein nettes Video online, in dem Ihr das auch nachvollziehen könnt:
Wenn Du noch mehr Statistiken und mehr Informationen brauchst, schau gerne mal bei Brave vorbei. Hier sind ausführliche Tests zum Speed, Memory und andere Benchmarks aufgeführt.
Kontrolle
Als Kontrolle ist hier gemeint, welche Einstellungsmöglichkeiten bietet mir Brave und welche Informationen bzw. in welchem Umfang werden mir Informationen angezeigt.
Auch hier gilt wieder, dank der Chromium-Basis, dass mir die gleichen Einstellungsmöglichkeiten vorliegen wie z.B. beim Chrome Browser oder auch Firefox. Nur das die bereits integrierten Funktionen wie Ad-Blocker etc. sich auch in den Browser-Einstellungen wiederfinden. So unterscheiden sich Brave und Chrome doch voneinander:
Wenn man diese Einstellungsmöglichkeiten mit anderen Browser vergleicht, sieht man schnell, das innerhalb von Brave das ganze viel granularer aufgebaut. Die Funktionalität erreicht man mit den anderen gängigen Browsern sicherlich auch, jedoch nur mithilfe extern geladener Extensions bzw. Zusatzprogrammen.
Leicht zu verstehen und auch übersichtlich ist die Anzeige des Ad-Blockers. Hier wird man über das Brave Logo neben der Adressleiste darüber informiert wie viel auf der Seite geblockt wurde. Als Beispiel nehme ich hier gerne die Bild-Seite, die ich persönlich zwar nicht nutze, jedoch für solche Zwecke immer interessant ist:



Dies erreicht Ihr auch über die anderen Ad-Blocker, keine Frage, jedoch ist dies durch die direkte Integration in Brave alles in einem Guss und dies macht das ganze sehr anschaulich.
Fazit
Ich möchte hier nicht all zu viel Loben, dafür ist das ganze Projekt auch noch recht jung, jedoch auch schon recht rund. Mir gefällt ehrlich gesagt das Konzept und auch als Webseiten Betreiber kann ich dies vertreten. Hier schlagen nicht nur mal wieder Verlage Alarm, sondern auch andere Seiten beschweren sich über den Grundsatz den Brave führt, aber es ist doch nichts anderes wie ein normaler Browser, mit integrierten Funktionen, die viele sich durch Extensions sowieso dazu holen würden. Und gerade am Beispiel der Bild-Webseite ist doch jedem bewusst, dass dies so nicht in Ordnung ist. Ich bin der Meinung das man sich vor Tracking / ungewollter bzw. störender Werbung schützen sollte bzw. MUSS – und genau dies bietet Brave ohne zusätzliche Add-ons.
Einige finden vielleicht das Reward- bzw. Werbesystem von Brave ein wenig verstörend, mir ging es ähnlich. Nun sei aber dazu gesagt, die müssen auch irgendwie Geld verdienen. 100 Mitarbeiter finanzieren sich nicht von alleine – es ist halt ein „For Profit“ Unternehmen.
Auch der CEO selbst, hat in der Vergangenheit durch seine finanziellen Unterstützungen von Kampagnen und Personen gezeigt welche Ansichten und Werte er vertritt, aber spielt das für mich eine Rolle, wenn das Produkt gut ist? Einerseits möchte man doch gern den Browser nutze, anderseits will man so eine Person nicht direkt unterstützen, muss man auch nicht. Man kann Brave auch genauso gut nutzen, ohne sich am Reward-System zu beteiligen. Und genau dies wäre glaube ich eine gute Lösung – da dies noch nicht ausgereift genug bzw. die Nutzung noch nicht verbreitet genug ist.
Ich bin der Meinung, dass man dem ganzen eine Chance geben sollte. Du kannst den Browser gern selbst ausprobieren und auch Deine Meinung dazu hier posten.
Weitere Links:
https://brave.com/press/1.0-REVIEWERS-GUIDE.pdf
https://brave.com/brave-one-dot-zero-performance-methodology-and-results
https://brave.com/brave-software-finds-82-percent-of-people-wish-the-web-were-more-privacy-oriented/



